Wandern in Europa ist vielseitig, denn in jedem Land gibt es vielfältige Naturschätze zu entdecken. Und an Wanderwegen mangelt es nicht. Immerhin könnten Sie heute losgehen und bis zum Rest Ihres Lebens auf den Wanderpfaden Europas unterwegs sein.
Faszination Wandern
Über 39 Millionen Menschen in Deutschland fasziniert das Wandern und sie gehen ihrem Hobby häufig nach. Sie lieben es, an der frischen Luft zu sein und die Natur hautnah zu erleben. Wandern vermittelt ein Gefühl der Freiheit und des Abenteuers.
Das muss nicht unbedingt ein Bergpfad sein, der sich besonders reizvoll zeigt. Auch auf Waldpfaden können Sie Sehenswürdigkeiten entdecken und Fauna und Flora des Wandergebietes kennenlernen.
Viele Wanderer fordern ihren Körper immer wieder aufs Neue heraus und versuchen, ihre bisherigen persönlichen Rekorde zu brechen. Andere wandern einfach, um sich geistig zu erholen und um sich zu bewegen.
Wandern ist eine Möglichkeit, den Alltag zu vergessen und Zeit mit Freunden oder der Familie zu verbringen. Denn dieser Sport ist beinahe allen Menschen – gleich, ob jung oder alt – zugänglich. Die Strecken reichen von einfachen Spaziergängen bis zu großen Herausforderungen bei Bergtouren. Und das Schöne dabei ist, dass Wanderungen in jeder Jahreszeit möglich sind – vorausgesetzt, die Ausrüstung stimmt.
Beim Wandern nehmen Sie die Welt herum intensiv wahr. Sie bemerken, wie farbenfroh die Natur und wie herrlich der Duft ist. Hat es geregnet, nehmen Sie ihn noch viel intensiver wahr. Haben Sie die herrliche Natur beim Wandern kennengelernt, schärft dies Ihr Naturbewusstsein und Ihr Verantwortungsgefühl für die Umwelt. Viele Wanderer kämpfen für den Erhalt der Landschaften, die sie beim Wandern kennengelernt haben.
Dabei ist es gleich, welche der vielen Wanderrouten sie beschreiten. Alle Touren haben ihren besonderen Reiz. Zehn davon lernen Sie im weiteren Verlauf dieses Artikels kennen.
Top 10 Mehrtageswanderungen in Europa
Europa ist reich an Wanderrouten, sodass jeder die Möglichkeit hat, seinen Vorlieben zu folgen. Der eine mag die schroffen Gipfel in den Alpen, der andere liebt es, durch die weiten Tundren Schwedens zu wandern. Wieder andere wandern bevorzugt in den sanften Hügeln der Toskana.
1. Tour du Mont Blanc (Frankreich – Italien – Schweiz)
Ein bekannter Fernwanderweg mit 170 Kilometern Länge führt Sie durch Frankreich, Italien und die Schweiz. Auf dem Weg „um den Mont Blanc herum“ überwinden Sie etwa zehntausend Höhenmeter. Die Natur, durch die Sie der Weg führt, ist bestimmt von Gletschern, schneebedeckten Gipfeln und alpinen Wiesen. Blaue Seen, Flüsse und atemberaubende Wasserfälle machen den „Tour du Mont Blanc“ zu einem der beeindruckendsten Fernwanderwege der Welt.
Offiziell startet die Wanderung in Les Houches, südlich von Chamonix. Die erste Station ist das Refuge de la Croix du Bonhomme, hoch oben an den windgepeitschten Höhen des Col du Bonhomme.
Die nächste Etappe endet am Rifugio Elisabetta in Italien. Von dort wandern Sie bis nach Courmayeur. Am folgenden Tag erreichen Sie das Rifugio Bonatti. Von dort aus wandern Sie zum Chalet Val Ferreta.
Am Folgetag überwinden Sie den nächsten Meilenstein, denn Ihr Weg führt Sie über den Grand Col Ferret ins Schweizer Dorf La Fouly. Der nächste Abschnitt ist sanft und führt Sie vorbei an grünen Wiesen und Alpendörfern zum Seeort Champex-Lax, wo eine malerische Umgebung erwartet.
Ausgeruht gehen Sie am nächsten Morgen die nächste Etappe an. Bei diesem Abschnitt haben Sie die Wahl zwischen zwei Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Beide Wege enden im Schweizer Dorf Trient. Von dort aus steigen Sie mit Blick auf das Chamonix-Tal am 9. Tag zum Col du Balme auf. Anschließend wandern Sie weiter über die Grenze zu Frankreich, überqueren den Col des Posettes und erreichen am Ende des Wandertages Tré-le-Champ.
Nach der folgenden Etappe erreichen Sie La Flégère. Auf dem Weg dorthin haben Sie Gelegenheit, den Nationalpark Aiguille Rouge mit seinen Wildtieren kennenzulernen. Am letzten Wandertag kehren Sie zurück zum Ausgangspunkt Les Houches. Auf dem Weg dorthin wandern sie den Balcon Sud entlang. Entschließen Sie sich zu einem Aufstieg per Seilbahn oder zu Fuß, kommen Sie am Gipfel in den Genuss spektakulärer Ausblicke auf den Mont Blanc.
2. West Highland Way (Schottland)
96 Meilen, umgerechnet circa 154,5 Kilometer lang, ist Schottlands ältester Weitwanderweg – der West Highland Way. Um die gesamte Strecke von Milngavie bei Glasgow nach Fort William in den Highlands zurückzulegen, braucht ein durchschnittlicher Wanderer acht Tage.
In dieser Zeit lernen sie die Vielfältigkeit und die Wildheit der schottischen Landschaft kennen. Sie wandern abwechselnd durch Moore, über Hügel und durch Wälder sowie durch Bergtäler, entlang von Flüssen und Seen und über Farmland. Auf Ihrem Weg kommen Sie an Großbritanniens höchstem Gipfel vorbei: dem Ben Nevis.
Dieser Weitwanderweg eignet sich für Anfänger des Langstreckenwanderns, weil der Weg an einigen Stellen zwar ansteigt, aber überwiegend eben ist. Wichtig ist eine gute Ausrüstung, denn das Wetter ist unberechenbar. Oft ist es windig und der Regen peitscht Ihnen ins Gesicht. Mit etwas Glück trocknet kurz darauf die Sonne ihre Kleidung.
3. GR20 (Korsika, Frankreich)
Der 180 Kilometer lange Fernwanderweg GR20 schlängelt sich durch Korsika und Frankreich. Doch den Weg sollten nur hart gesottene und abenteuerlustige Wanderer mit Erfahrung beschreiten. Trittsicherheit und eine gute Kondition sind die wichtigsten Voraussetzungen, die Teilnehmer einer Wanderung auf dem GR20 mitbringen müssen.
Wanderer haben mit Einsamkeit, klirrender Kälte und extremer Hitze zu kämpfen, während um sie herum die eiszeitliche Vergangenheit mit Trogtälern und Gletscherseen sichtbar wird. Unterwegs gibt es kaum Trinkwasser, die Schutzhütten sind oft nicht bewirtschaftet und die Landschaft ist rau. Dennoch sprechen Wanderer von einem perfekten Wanderurlaub.
In 15 Etappen wandern Sie vom Norden Korsikas durch wunderschöne Landschaften in den Süden der Mittelmeerinsel. Folgen Sie der roten Markierung, die Sie von Calenzana über Vizzavona nach Conca leitet.
4. Kungsleden – Königspfad (Schweden)
Haben Sie die Zeit, drei Wochen per pedes unterwegs zu sein und kennen den Süden schon, erkunden Sie doch mal den Norden. Während einer 470 Kilometer langen Wanderung auf dem Weg der schwedischen Könige entdecken sie ungestüme Wasserläufe, große miteinander verbundene Seen, wilde Birkenwälder und die flache Tundra.
Der zweigeteilte majestätische Fernwanderweg beginnt auf dem 68. Breitengrad in Abisko und endet in Hamavan auf dem 65. Breitengrad. Der nördliche Abschnitt misst 140 Kilometer und ist gut bewandert. Sie müssen nur 15 Kilometer wandern, um die nächste Hütte zu erreichen, in der Sie Verpflegung finden. Anders sieht es auf dem südlichen Teil des Wanderweges aus, der von Saltoluokta nach Hemavan führt. Diese 330 Kilometer lange Strecke ist wenig besucht. Daher gibt es wenige bewirtete Hütten und Verpflegungsmöglichkeiten, sodass Sie selbst vorsorgen müssen.
Um den Kungsleden zu bewandern, empfiehlt sich der Sommer, denn in den anderen Jahreszeiten ist das Wetter zu unbeständig. Wählen Sie jedoch nicht den August. In diesem Monat verwandelt sich aufgrund der starken Regenfälle der Boden in einem Sumpf. Auch Minusgrade in der Nacht sind in Höhenlagen auch schon im August üblich.
5. Laugavegur und Fimmvörðuháls (Island)
Einmal in Island, dem Land aus Feuer und Eis wandern: Viele Menschen machen Ihren Traum wahr und beginnen eine mehrtägige Wanderung entlang des Fernwanderwegs Laugavegur und Fimmvörðuháls. Die Landschaft ist spektakulär. Wanderer vergleichen Sie mit einem regenbogenfarbenen Wunderland mit schwarzen Lavafeldern und schwarzem Sand. Rhyolithberge leuchten rot und gelb.
Die meisten Wanderer fahren mit dem Highland Bus „Reykjavik Excursion“ bis nach Landmannalaugar. Von dort aus starten sie ihre Wanderung über den Fernwanderweg Laugavegur. Dieser schlängelt sich durch wüstenähnliche Landschaften, durch Birkenwälder und vorbei an achtzig bis hundert Grad heißen Geysiren. Zudem können Sie auf Ihrem Weg den majestätischen weiß glitzernden Gletscher Eyjafjallajökull bewundern.
Auf dem letzten Teil der Wanderung auf dem Fimmvörðuháls treffen Sie auf tosende Wasserfälle, die sich hinab auf die schwarzen Lavafelder stürzen. Die Wanderung endet am schönsten und gleichzeitig größten Wasserfall, dem Skogafoss.
Für diese Wanderung wählen Sie am besten den kurzen isländischen Sommer. Doch auch in dieser Jahreszeit ist das Wetter unberechenbar. Deshalb sollten Sie Ihre Ausrüstung darauf ausrichten. Rechnen Sie mit Regen, der Ihnen ins Gesicht peitscht sowie mit Neuschnee, Sturm und Nebel. Die Wege sind markiert, jedoch ist es ratsam, im Vorfeld den Umgang mit GPS und Kompass zu üben sowie sich mit dem Kartenlesen vertraut zu machen.
Zudem sollten Sie sich darauf einstellen, dass Brücken in Island rar sind. Das bedeutet für Sie, dass Sie die Flüsse und Bäche selbst furten müssen. Das ist oft gefährlich, insbesondere wenn die Flüsse viel Wasser führen oder das Flussbett matschig und steinig ist.
6. Alta Via 1 (Dolomiten, Italien)
Der Alta Via 1 ist ein Höhenweg in den Dolomiten, einer Bergkette, die sich im Nordosten Italiens befindet. Wandern Sie den vollständigen Alta Via 1 entlang, starten Sie im Norden an den Ufern des Lago di Braies und beenden Ihre Tour im Süden in La Stanga bei Belluno.
Sie wandern in neun bis elf Tagen 120 Kilometer weit durch die malerische Gebirgskette. Durchschnittlich überwinden Wanderer 6.700 Meter Höhenunterschied. Sie werden begeistert sein von den majestätischen Felsformationen, von den grünen Wiesen und den alpinen Seen. Zudem erwarten sie zerklüftete Gipfel mit imponierenden Felswänden. Jeder Berg der Dolomiten gleicht einem Kunstwerk, bemerkte einst der berühmte Bergsteiger Reinhold Messmer.
Vom Schwierigkeitsgrad her ist der Höhenweg Alta Via 1 einfacher als die Walker’s Haute Route aber schwieriger als die Tour du Mont Blanc. In Teilstrecken ist er ebenso schwierig wie die Haute Route. Dort haben Sie mit unwegsamem Gelände, steilen Hängen, lockeren Steinen und engen Pfaden zu tun. Fortgeschrittene Wanderer können auf technisch schwierigere Via-Ferrata-Routen ausweichen.
7. Camino Portugués (Portugal – Spanien)
Der Camino Portugués ist der zweitbeliebteste Jakobsweg, den mit Stand von 2025 jeder dritte Pilger begeht. Er eignet sich für noch unerfahrene Wanderer, obwohl er 250 Kilometer misst. Für diese reichlich mit Unterkünften und Herbergen ausgestattete Strecke brauchen Sie zwei Wochen.
Der Jakobsweg startet üblicherweise in Porto am Flughafen, offiziell jedoch an der Kathedrale von Porto. Der Fernwanderweg reizt mit seinen Maisfeldern sowie mit vom Weinanbau geprägten Landstrichen. Zudem beeindrucken mittelalterliche Brücken und alte portugiesische Dörfer mit kopfsteingepflasterten Straßen.
Nach 120 Kilometern kommen Sie in Valenca an. Dort überschreiten Sie die Grenzbrücke nach Tui in Spanien und wandern weitere 120 Kilometer, bis Sie ihr Ziel – Santiago de Compostela – erreichen.
8. E5 Alpenüberquerung (Deutschland – Österreich – Italien)
Der Fernwanderweg E5 misst 115 Kilometer und führt von Oberstdorf im Allgäu nach Meran. Bei Ihrer Wanderung durchstreifen Sie das Lechtal, das Inntal sowie das Pitztal, das Ötztal und das Passeiertal.
Für die Wanderung sollten Sie sich gut vorbereiten und eine gute Kondition besitzen, denn Sie haben einfache, mittelschwere und schwere Abschnitte zu überwinden.
Die beste Zeit für die Alpenüberquerung sind die Monate Juli bis Ende September. In dieser Zeit sind die Hütten geöffnet.
9. Rota Vicentina – Fisherman’s Trail (Portugal)
Der Fernwanderweg Rota Vicentina – Fisherman’s Trail führt 226,5 Kilometer an Portugals Atlantikküste entlang. Ab Porto Covo wandern Sie in 12 Etappen. Der körperlich anstrengende Fischerpfad ist sandig und führt an Klippen entlang. Bedenken Sie bei der Planung, dass Sie ständig der wilden, widerstandsfähigen Natur ausgeliefert sind. Während Ihrer gesamten Wanderung fordern Sie der Wind, das Meer und die Schroffheit der Küstenlandschaft heraus. Der Fisherman’s Trail endet in Largos an der Algarve.
10. Wicklow Way (Irland)
Möchten Sie die Schönheit der Wicklow Mountains im Osten Irlands kennenlernen, können Sie dies bei einer Wanderung auf dem Wicklow Way. Diesen 130 Kilometer langen Fernwanderweg gibt es seit 1980.
Ihren Weg starten Sie im Marlay Park in Irlands Hauptstadt Dublin. Dort decken Sie sich mit Proviant ein und wandern auf und ab durch die Wicklow Mountains. Genießen Sie dabei die eindrucksvollen Ausblicke von den Bergen.
Auf Ihrem Weg halten Sie Ausschau nach verfallenen Gebäuden aus alten Zeiten. Die Natur Irlands bezaubert Sie auf Ihrem Weg mit romantischen Hochlandseen und rauschenden Gebirgsbächen. Zudem erwarten Sie steile Gletschertäler. Im Glandalough Valley treffen Sie auf die Überreste einer frühchristlichen Klostersiedlung.
Sind Sie in Glenmalure angekommen, wechselt sich das Landschaftsbild. Über sanfte Hügel erreichen Sie in der letzten Etappe Ihrer Fernwanderung die Stadt Moyne, in der Sie auf einer Kuhweide eine der eindrücklichsten Klosterruinen Irlands besichtigen können. Der Wicklow Way endet in der kleinen Ortschaft Clonegal im County Carlow.
Welches Equipment brauche ich für eine Mehrtageswanderung?
Für eine Mehrtageswanderung brauchen Sie eine robuste und komfortable Ausrüstung. Dazu gehören feste, gut eingelaufene Wanderschuhe sowie Funktionskleidung in Schichten. Zudem benötigen Sie eine Isolations- und eine Regenjacke. Die Wechselkleidung und den Proviant packen Sie in einen sicheren und komfortablen Wanderrucksack. Dessen Größe richtet sich nach der Dauer der Reise und danach, ob Sie Proviant mitnehmen müssen oder nicht. Für eine Hüttenwanderung reicht eine Größe von 25 bis 35 Litern. Sind Sie länger unterwegs oderbegeben sich auf eine Hochtour, sollte der Rucksack bis zu 45 Liter fassen. Achten Sie unbedingt auf die Gewichtsoptimierung. Bedenken Sie, dass der 2-Liter-Trinkvorrat zwei Kilogramm des Gewichtes ausmacht. Insgesamt sollte das Maximalgewicht zwanzig Prozent Ihres Körpergewichtes nicht überschreiten. Damit der Inhalt nicht durchweicht, empfiehlt es sich, für den Rucksack einen Regenüberzug mitzunehmen.
Nicht vergessen sollten Sie Sonnencreme und Sonnenbrille, Hygieneartikel wie Toilettenpapier und alles, was Sie zum Duschen und Zähneputzen benötigen. Zudem benötigen Sie einen Gaskocher und eine Gaskartusche, Reepschnur, Kabelbinder und Wasserfilter, außerdem Ofenanzünder, Streichhölzer oder Feuerzeug sowie Spülmittel, Schwamm und Geschirrtuch. Zusätzlich packen sie ein Erste-Hilfe-Set, ihre persönlichen Medikamente und Blasenpflaster sowie einen Biwaksack oder eine Rettungsdecke ein. Für kleine Reparaturen nehmen Sie Tape, Kabelbinder und ein Multifunktionstool mit.
Übernachten Sie in einem Zelt, sollte dieses robust sein. Vorsichtshalber nehmen Sie Flickzeug mit. Zusätzlich brauchen Sie einen Schlafsack, der Sie notfalls bei Minustemperaturen warmhält, sowie eine Isomatte. Übernachten Sie in Hütten, bringen Sie Hüttenschuhe sowie einen Hüttenschlafsack mit.
Zudem sollten Sie an Ihren Pass und Ihren Versicherungsausweis denken. Zur Ausrüstung gehören zudem eine EC- oder Kreditkarte und ausreichend Bargeld. Für den Zeitvertreib am Abend eignen sich Kartenspiele.
